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Bikers welcome

Copyright Eye Icon© Jeremie Di Stefano

Auf heißen Öfen durch Hessen

Ein kurzer Tritt, ein zufriedenes Grollen und Emma ist startklar. Es ist eine Mischung aus Kraft und Gefühl, mit der die Frankfurter Bikerin Maxi die BMW R51/3 ihres Gespanns startet...

..., denn die alte Dame, Baujahr '54, hat keinen elektrischen Anlasser. "Als ich das Motorrad das erste Mal antreten durfte, war es das beste Gefühl. Und auch jetzt ist es immer noch phantastisch, wenn man sie ankickt, es ist so viel Leidenschaft dabei." Seit 8 Jahren fährt Maxi mit ihrem Gespann, also Motorrad und Beiwagen, und ist sich sicher: "Hessen ist einfach das tollste Motorrad-Bundesland." So viele abwechslungsreiche Strecken mit Wald und Kurven durch den Taunus, mit schönen Städten aber auch einsamen Wegen, bieten der 29jährigen und ihrem Liebling immer neue Herausforderungen. Die Taunus-Nebenstrecken mit verlockenden Kurven zum Flüsschen Weil zum Beispiel. Anschließend über Dombach, Waldems und Wüstems bis zum Großen Feldberg, wann immer es geht.

Emmas Beiwagen hat keinen eigenen Antrieb, beim Bremsen muss man also gegenhalten und in die Kurven kann man sich nicht hineinlegen. Kein Problem für Maxi, die schon als kleines Kind in diesem Beiwagen gesessen hat. Schließlich ist das Gespann schon seit über 30 Jahren im Familienbesitz. "Bevor ich Emma meinem Vater abluchsen konnte, musste ich mit ihm Gespannfahren üben," lacht das rothaarige Temperamentsbündel. Das Üben hat sich gelohnt und seitdem verbringt sie etwa 80 Prozent ihrer Freizeit auf, am, um oder unter ihrem Bike. "Wir sind eine Einheit. Man muss genau den Punkt spüren, wie man das Motorrad steuert, wenn man in eine Kurve fährt."

Eis essen und Papageien füttern

Wenn man Maxi nach ihrer Lieblingstrecke fragt, muss die leidenschaftliche Motorradfahrerin tatsächlich ein bisschen überlegen. "Ich fahre nicht, weil ich ans Ziel will, sondern um des Fahrens willen. Der Weg ist das Ziel. Die Strecke wird nach den Besonderheiten fürs Motorradfahren ausgesucht - wenig Verkehr, unbekannte Wege. Ich fahre auch gerne an Flüssen entlang und dann am besten anhalten und die Füße mal ins Wasser." Und dann entscheidet sie sich doch für eine, die absolute Lieblingsstrecke: Von Frankfurt ins Weiltal und weiter nach Runkel. Hier gibt es eine unter Taunusbikern sehr bekannte Eisdiele , an der man immer jemanden trifft. 

Und wenn sie schon anhält, kann sie auch gleich ein Eis essen, bevor die Fahrt weiter geht. Die führt zurück über die Vogelburg  bei Weilrod. Vor allem am Wochenende legt sie hier gerne noch einen Stopp ein - um die Papageien zu besuchen. Natürlich nicht ohne einen Kaffee am Kiosk vom Aussichtsturm zu trinken und ein bisschen mit anderen Bikern zu reden. Der 881 m hohe Berg nahe Frankfurt ist der Biker-Treff schlechthin, an starken Tagen treffen sich hier 500 und mehr Motorradfahrer. Zum Schutz der Biker ist der Frankfurter Hausberg allerdings an einzelnen Tagen im Mai und September gesperrt. "Das ist eine meiner Lieblingsrouten, weil sie alles beinhaltet, was ich am Motorradfahren so liebe: Feld, Wald und Wasser. Man fährt wunderschöne Kurven durch den Taunus, der einfach ein Traum für jeden Biker ist, und man lernt andere Motorradfahrer kennen. Außerdem kann man Eis essen und die Papageien füttern - was will man mehr?!", schwärmt Maxi und dabei kann man fast schon das Knattern der Motoren und die Rufe der Papageien hören.

Abenteuerfahrt im Räuberland

Nicht weit vom Taunus finden sich im Spessart ebenfalls ganz außergewöhnliche Fahrstrecken mit einer atemberaubenden Mischung aus landschaftlichen und kulturellen Highlights. Augenschmaus und Fahrvergnügen, hier gibt es von beidem genug. Abenteuergefühl im geheimnisvoll dunklen Spessart: die Vielfalt und die außergewöhnlich kurvenreichen Bergstrecken und Talstraßen lassen das Biker-Herz höherschlagen. Wer Natur und Einsamkeit sucht, ist auf der Fahrt in die Tiefen des dicht bewaldeten Naturparks genau richtig. Hier kann man ausgiebig und ungestört die kurvenreichen Strecken genießen. 

Märchenhafte Touren im Rotkäppchen- …

Auch im Norden Hessens wird es für den Motorrad-Fan nicht langweilig. Die Mittelgebirgslandschaft lockt mit ihren sanften Hügeln, malerischen Flusstälern und Höhenzügen. Das Knüllgebirge und die Schwalm bieten vom entspannten Cruising bis zum echten "Alpenfeeling" viel Abwechslung. Eine bezaubernde Landschaft, historische Fachwerkstädte wie Homberg (Efze), Neustadt oder Schwalmstadt, verschiedene Burgen und Schlösser oder auch der Wildpark Knüll prägen das Bild vom Rotkäppchenland. Tolle Motorradstrecken führen aber auch in den Vogelsberg, in die Rhön, ins Ederbergland und zum Edersee, dem drittgrößten Stausee Deutschlands. Nur wenige hundert Meter unterhalb seiner Sperrmauer, befindet sich das "Zündstoff Steakhaus". Hotel, Restaurant, Biker-Treff und einer von Maxis Favoriten im nördlichen Hessen. Es zählt auch zu den größten Bikertreffpunkten in Deutschland. Im einzigartigen Flair des Wilden Westens sind nicht nur Motorradfahrer in der kleinen Westernstadt willkommen, die nostalgisch an vergangene Zeiten erinnert.

… und Frau-Holle-Land

Das hessische Werratal und das Eichsfeld gelten noch als Geheimtipp unter den Bikern. Motorradtouren auf herrlichen, kleinen, kurvenreichen Landstraßen mit wunderbaren Ausblicken, auf saftige Wiesen und grüne Täler, klare Seen und Laubwälder - Burgen, Berge, Wald und Wasser sorgen für ein einzigartiges Bikererlebnis. Wer die Weser bei Reinhardshagen überquert und dann zurück ins Meissner-Gebirge fährt, gelangt über wunderschöne Nebensträßchen zum Frau-Holle-Teich. Eine wahrhaft märchenhafte Tour, denn auch die Anfahrt zu eben diesem Teich gilt unter Motorradfahrern als Erlebnis und sollte nicht verpasst werden. Ein guter Ausgangpunkt für Touren in den Norden und den Süden ist der "Landgasthof Hessenmühle" in Großenlüder bei Fulda. Dank extra Motorrad-Carport, Waschplatz und Werkstatt fühlen sich Bike und Biker bestens aufgehoben.

Möglichst schön ankommen

Dass gerade Motorradfahrer in Hessen herzlich willkommen sind, erlebt Maxi mit ihrem Oldtimer-Gespann immer wieder. Erst vor kurzem wurde sie dank Emma bei einer Tour durch den Lahn-Dill-Kreis von einem netten älteren Herrn zu einer privaten Führung durch seine eigene beachtliche Sammlung eingeladen. Da sich seine Motorrad-Leidenschaft weder auf Kinder noch Enkelkinder vererbt hatte, freute ihn die Verbundenheit der Frankfurter Bikerin zu ihrer Maschine umso mehr. "Mit Emma passieren mir immer wieder solche kuriosen Geschichten," erzählt Maxi und wer möchte, kann ihr auf Instagram folgen. Dort lässt sie Motorrad-Fans und solche, die es werden wollen, unter ihrem Biker-Namen "Ruby Reckless" an Ihren Abenteuern teilhaben. Dabei ist sie wenig waghalsig (engl.: reckless), zumindest wenn es ums Fahren geht: "Nicht schnell ankommen, sondern möglichst schön ankommen," das macht für sie den wahren Fahrspaß aus.

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Geheimtipps und mehr...

Maxis Geheimtipps:

Bikertreff (Nordhessen): Zündstoff
Bikertreff & Oldtimercafé (Vogelsberg): Oldtimer-Cafe
Museum (Taunus): Central Garage Automuseum
(Eigentlich ein Automuseum, haben aber auch Sonderausstellungen zu Motorrädern. Letztes Jahr z. B. mit alten BMWs.)

Mein Schrauber, der mir hilft, wenn ich mal nicht weiter weiß mit Emma (ist auf alte BMWs spezialisiert) (Frankfurt): Ulis Motorradladen

Bikerfreundliche Hotels und Unterkünfte:

Bad Soden-Salmünster (Main-Kinzig-Kreis): Landhotel Betz  
Bebra (Hersfeld-Rotenburg): Motorradhotel Sonnenblick  
Braunfels (Lahn-Dill-Kreis): Gasthof am Turm  
Edersee (Waldeck-Frankenberg): Hotel Sassor  
Fulda: Gasthof Schmitt  
Großenlüder (Landkreis Fulda): Landgasthof Hessenmühle  
Laubach (Landkreis Gießen): Biker Hotel Alt Laubach 
Rüdesheim (Rheingau): Hotel TrappZum Bären
Weilrod (Hochtaunus): Hotel Sonnenberg  

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