Der kanadische Reise-Journalist Steve MacNaullpreloader-image

Das E-Bike, der Kanadier und ich

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Mit dem Fahrrad auf Tour durch den Rheingau

Strahlend begrüßt mich die Morgensonne, als ich mit meinem frisch erworbenen Fahrradhelm durch die hübschen Gässchen von Rüdesheim zum verabredeten Treffpunkt schlendere.

Glück gehabt, die letzten Tage hat es viel geregnet. Aber nicht heute, wenn Steve MacNaull Reise-Journalist aus Kanada und ich, die Wahl-Wiesbadenerin, durch den Rheingau radeln. Aber eins nach dem anderen, wie kam es überhaupt dazu? Als schreibende Journalistin für Hessen Tourismus stehe ich mit allen Regionen unseres wunderschönen Bundeslandes in Kontakt, natürlich auch mit dem Rheingau. Bei einem unserer regelmäßigen Gespräche erfuhr ich von dem bevorstehenden kanadischen Besuch. Der sollte eine persönliche Tour auf dem Fahrrad durch den Rheingau bekommen, natürlich auf Englisch. Mit dem Selbstbewusstsein der ehemaligen Sprach-Studentin rutschte mir sofort heraus: "Englisch kann ich." Und wer kann schon kein Fahrradfahren? Also war es abgemacht. Zwischendurch dämmerte mir, dass meine sprachlichen Fähigkeiten vielleicht beeindruckender waren als meine sportlichen. Als mir dann das E-Bike angeboten wurde, nahm ich dankend an. Und es sollte eine gute Wahl sein, aber dazu später mehr.

Durch die Weinberge

Das Hotel "Zum grünen Kranz" hat praktischerweise einen Fahrradverleih, diesen Luxus findet man oft im Rheingau. Wer will, kann sich vom Hotel auch eine Tour organisieren lassen. Das ist heute nicht nötig, der Rheingau ist praktisch mein zweites Zuhause oder wie ich auch gerne sage: "Der Rheingau ist mein großer Garten." Steve und ich verlassen Rüdesheim also auf unseren Bikes in Richtung Geisenheim auf dem Radweg R3a. Es dauert nicht lange und es zeigt sich, warum wir diesen Weg für unsere Rundtour von Rüdesheim nach Eltville und zurück gewählt haben: Der Radweg führt uns direkt durch die Weinberge. Diese Variante des R3, der unten am Rhein entlangführt, folgt weitgehend der Rheingau-Riesling-Route. Bevor wir unseren ersten Stopp am Schloss Johannisberg einlegen, fahren wir an der Hochschule Geisenheim vorbei. Diese Einrichtung ist Weingut und Uni in einem und vor allem eine landesweite Institution im Fachbereich Weinanbau. Steve, der ebenfalls aus einer Weinregion in Kanada stammt, staunt nicht schlecht. Noch mehr als wir auf Johannisberg zuhalten, wo seit 900 Jahren Wein angebaut wird. Nicht ohne Stolz radele ich also vorweg, den Berg hinauf zum Schloss, einem der exklusivsten Riesling-Produzenten der Region. Spätestens hier freuen Steve und ich uns übrigens über den zusätzlichen Antrieb unseres Elektro -Fahrrads. Nicht umsonst heißt es ja schließlich: Weinberge.

Kleine Oasen und bezaubernde Weindörfer

Und so genießen wir entspannt den Ausblick über das Rheintal von oben, während ich versuche meinem Gast die freundschaftliche Rivalität zwischen uns und den Nachbarn zu erklären. Aber ich befürchte, so richtig klar wird es ihm nicht, warum ein Rheinhesse eben kein Hesse ist. Den nächsten Stopp legen wir bei Schloss Vollrads oberhalb von Oestrich-Winkel ein. Der Garten mit Sitzgelegenheit direkt an der Wasserburg aus dem 14. Jahrhundert lädt uns zu einer Pause ein. Eine kleine Oase bei traumhaftem Wetter. Steve erzählt mir, dass er viel über Wein schreibt und den trockenen Riesling besonders gern mag. Den gönnen wir uns zum Mittagessen, nachdem wir die Weinberge kurz verlassen und am Rheinufer einkehren. Die Rheinschänke in Hattenheim liegt idyllisch am Fluss und hält dank Salat und Flammkuchen Fahrrad kompatibles Essen bereit. Denn der nächste Anstieg wartet schon. Über ein kleines Stück Kopfsteinpflaster erreichen wir den Weg zurück in die Weinberge, einen langen kurvigen Berg hoch Richtung Kiedrich. Vorbei an Kloster Eberbach würden wir ohne unseren Hilfsantrieb die tolle Aussicht nicht ganz so entspannt genießen. Nach Kiedrich geht es dann munter bergab. Aber anstatt hier auf Geschwindigkeit zu setzen, fahre ich mit Steve bedächtig durch den traditionsreichen Weinort. Zu Recht nennt man Kiedrich auch das Schatzkästlein, der Kern des Weindorfes präsentiert wunderschönes Fachwerk und historische Gebäude.

Ein Garten Eden in Erbach

Ein letzter Halt ist noch vorgesehen, bevor wir am Fluss zurück nach Rüdesheim fahren. Ich zeige meinem Gast mein Lieblingsplätzchen: im Garten des Gutshofs von Baron Knyphausen in Eltville-Erbach habe ich schon so einige wunderschöne Nachmittage verbracht. Ein imposantes Herrenhaus, uralte Bäume, Weinstöcke und verwunschene kleine Ecken, das alles gibt es dort. Ein Besuch wie ein kleiner Urlaub im Garten Eden. Die Weinlounge mit ihren gemütlichen Palettenmöbeln ist nur am Wochenende geöffnet. Aber wir dürfen uns trotzdem in den Garten setzen und genießen die Ruhe im Rheingau-Paradies. Anschließend radeln wir noch mal etwa eine Stunde am imposanten Rhein entlang. Die schöne, ebene Strecke lässt uns mühelos in die Pedalen treten. Ein wunderschöner Tag endet dort, wo er begonnen hat. In Rüdesheim verabschiede ich mich von Steve mit vielen neu gewonnenen Eindrücken. Die nächste Radtour wird sicher nicht lange auf sich warten lassen.

Weiterführende Links zu Touren und Radwegen im Rheingau

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