Stadtführerin Gisela Gross vor der Bad Hersfelder Stiftsruinepreloader-image

Bad Hersfelder Stiftsruine

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Bad Hersfelder Stiftsruine

Spektakulärer Veranstaltungsort

Bad Hersfelder Stiftsruine

Für Bad Hersfelder ist die Stiftsruine ein richtiger Lieblingsort, vor allem als spektakulärer Austragungsort der alljährlichen Festspiele. Bei all dem Trubel um die größte romanische Kirchenruine ist ein Besuch außerhalb der Festpielzeit etwas Besonderes.

Nur wenn gerade keine Bühne auf oder abgebaut werden muss, kann man sie besuchen. Selbst für Gisela Gross ist es jedes Mal anders, wenn sie durch das Tor und den erhaltenen Vorraum in das dachlose Mittelschiff tritt. „Jede Tageszeit taucht die Ruine in ein anderes Licht, ich erlebe diesen Ort jedes Mal neu“, beschreibt die gebürtige Bad Hersfelderin ihr Gefühl beim Anblick der alten Mauern. Und dass, obwohl sie seit 35 Jahren mit ihren Stadtführungen auch hierherkommt.

Aber es geht nicht nur ihr so: „Es ist immer ein Aha-Effekt, wenn wir dann reingehen. Die meisten stellen sich die Stiftsruine nicht so groß und so imposant vor.“

Eindrucksvolle Geschichte

Die Stiftsruine geht auf eine Gründung des Mainzer Bischofs Lullus zurück, der 769 in Bad Hersfeld ein Kloster erbauen ließ. Bereits 775 wurde das Kloster von König Karl dem Großen zur Reichsabtei erhoben. Eine im 9. Jahrhundert neu erbaute karolingische Klosterkirche fiel im Jahr 1038 einem Brand zum Opfer, woraufhin unmittelbar mit einem Neubau im romanischen Stil begonnen wurde.  Mitte des 12. Jahrhunderts war das Kloster vollendet und erlebte in diesem und im folgenden Jahrhundert seine größte Blüte. Berühmtheit erlangte die Stiftskirche aber auch später noch, als Martin Luther im Jahr 1521 auf seiner Rückreise vom Reichstag zu Worms hier predigte. Während des Siebenjährigen Krieges diente die Kirche den Franzosen als Kornspeicher und wurde nach deren Abzug 1761 in Brand gesetzt und ist seitdem eine Ruine.

Ein freistehender Kirchturm

An der Kirchenfront ist nur der Südturm intakt, stattdessen steht östlich der Stiftsruine der Katharinenturm als freistehender Glockenturm. Mit dem vernichtenden Brand hat das allerdings nichts zu tun, weiß die Stadtführerin zu erzählen: „Der Nordturm der heutigen Stiftsruine stürzte schon um 1100 ein und nun brauchten die Glocken ein neues Zuhause.“ So entstand der sandsteinerne Turm mit dem markanten Pyramidendach vermutlich in der Mitte des 12. Jahrhunderts. Sein Namensgeber war eine kleine Kapelle, die der Heiligen Katharina geweiht wurde. Auch heute noch hütet der Katharinenturm einen einzigartigen Schatz: die Lullusglocke. Eine Inschrift besagt, dass sie aus dem Jahre 1038 stammt. Damit ist sie die älteste, gegossene Glocke Deutschlands, die bisher datiert wurde. Bei einem solch geschichtsträchtigen Kleinod ist es kein Wunder, dass sie nur an hohen Feiertagen und zum Auftakt des Lullusfestes erklingen darf.