Die verschneiten Dächer von Seligenstadtpreloader-image

Hessens Kleinstädte im Winter

Copyright Eye Icon© Mathias Neubauer

Historische Altstädte, moderne Museen und ein Kurort von Weltrang – wer mit einem winterlichen Kurztrip liebäugelt, der sollte einmal Hessens Kleinstädte unter die Lupe nehmen. Ein Abstecher in kleinere Orte ist gerade im Winter ein besonderes Erlebnis, denn neben einer märchenhaft verschneiten Kulisse sind in Kleinstädten die meisten Sehenswürdigkeiten in Laufweite zu erreichen. Einem romantischen Bummel steht also auch bei eisigen Temperaturen nichts im Wege. Und wer sich zwischendurch aufwärmen möchte, besucht am besten die nächstgelegene Kunstausstellung oder probiert Spezialitäten im Restaurant oder Café nebenan. Wir stellen Dir für einen winterlichen Besuch 5 der schönsten hessischen Kleinstädte vor. 

Bad Nauheim

Im Wetteraukreis, dem Herzen Hessens, liegt die Gesundheitsstadt Bad Nauheim. Schon im 19. Jahrhundert war sie ein beliebter Kurort. Von nah und fern reisten Gäste an, um von der heilenden Wirkung der salz- und kohlensäurehaltigen Quelle zu profitieren. Sogar Kaiserin Sisi und russische Zaren fanden in den Fachwerk-Badehäusern Erholung. Welche anderen berühmten Persönlichkeiten die Kurstadt besuchten, entdeckst Du auf den Bronzeplatten des Walk of Fame zwischen Trinkkuranlage und Parkstraße. Im beeindruckenden Jugendstilbauwerk der Trinkkuranlage kannst Du am vergoldeten Kurbrunnen das heilende Quellwasser kosten oder in der Galerie wechselnde Kunstausstellungen besuchen. 

Die Innenstadt von Bad Nauheim ist eingerahmt von Jugendstil- und Gründerzeitbauten. Diesen und den vielen kleinen Geschäften, Cafés, Bars und Restaurants verdankt sie ihren besonderen Charme. Groß genug für einen ausgedehnten und abwechslungsreichen Stadtbummel und dennoch übersichtlich ist das Viertel zwischen Park- und Hauptstraße bzw. Friedrich- und Kurstraße. Ein Klassiker für eine kleine Verschnaufpause ist das Café am Ludwigsbrunnen, das unter Einheimischen auch als Hexenhäuschen bekannt ist und früher von Wärtern der Gradierwerke bewohnt wurde.  

Seligenstadt

Wenn die Fachwerkhäuser auf dem historischen Marktplatz in Seligenstadt festlich geschmückt sind, kommt Winterstimmung auf. Nach einem Spaziergang durch die Altstadt kannst Du Dich in der Alten Schmiede in gemütlicher Atmosphäre stärken. Auf der winterlichen Speisekarte stehen Gerichte wie Käsespätzle, gegarte Ochsenbäckchen oder Kaiserschmarren mit Zwetschgenröster. Serviert werden sie im über 450 Jahre alten Gewölbekeller des Fachwerkhauses. Zudem lädt die Alte Schmiede seit dem 1. November traditionsgemäß zum Gänseschmaus ein.

Ganz in der Nähe des Restaurants liegt das Klostergelände der ehemaligen Benediktinerabtei, in deren Mauern schon seit dem frühen neunten Jahrhundert Mönche lebten. Es ist eine der wenigen Klosteranlagen Hessens, die nahezu komplett erhalten ist. Für einen winterlichen Spaziergang bietet sich der Klostergarten an, das Innere des ehrwürdigen Gebäudes kannst Du in den Schauräumen der Prälatur erkunden. Im Klostercafé werden neben wechselnden Frühstückskreationen auch eine deftige Klosterplatte mit verschiedenen Wurstspezialitäten und frischem Brot oder Kuchen und Torten von der seit über 100 Jahren bestehenden Bäckerei & Konditorei Haas serviert.

Limburg an der Lahn

Im Lahntal, zwischen Taunus und dem Westerwald, liegt Limburg an der Lahn, eine der Perlen Hessens. Die historische Innenstadt ist so gut erhalten, dass sie unter Denkmalschutz gestellt wurde. Bei einem Spaziergang zur mittelalterlichen Burg und der alten Lahn-Brücke, durch enge Altstadtgassen und vorbei an aufwendig restauriertem Fachwerk mit gotischen Hallenhäusern wird das Mittelalter wieder lebendig. Die vielen historischen Wohn- und Patrizierhäuser gehören zu den ältesten noch erhaltenen Fachwerk-Gebäuden in Hessen. Ebenfalls sehenswert ist das Haus der sieben Laster aus dem 16. Jahrhundert: 7 geschnitzte Köpfe zieren die Fassade, sie symbolisieren die biblischen Todsünden.

Und wem beim Besuch in Limburg schmuddeliges Winterwetter einen Strich durch die Rechnung macht, der sucht am besten Unterschlupf im St.-Georg-Dom, der, auf einem Felsen liegend, über die Altstadt wacht und ein Meisterwerk spätromanischer Baukunst ist. Von dort aus geht es weiter ins nahegelegene Diözesanmuseum, das in seinen Schatzräumen im Untergeschoss sakrale Kunstwerke und einzigartige barocke Insignien präsentiert. 

Übrigens: bis zum 23. Dezember kannst Du auf dem Limburger Christkindlmarkt, der nur ein paar Gehminuten vom Museum entfernt ist, heißen Glühwein und viele weitere weihnachtliche Köstlichkeiten genießen.

Büdingen

Festungsmauern, alte Fachwerkhäuser und Fürstengräber – nur wenige Städte in Deutschland haben ein derart gut erhaltenes Stadtbild wie das hessische Büdingen im Osten der Wetterau. Bei einer Tour durch die Altstadt spazierst Du vorbei am historischen Fachwerk-Rathaus, dem Steinernen Haus, das als ältestes Wohnhaus von Büdingen gilt, und am mittelalterlichen Stadttor. Als besonders markantes Bauwerk stellt es das Wahrzeichen der Stadt dar und ist jedes Jahr zur Weihnachtszeit festlich geschmückt. 

Ebenfalls in der Altstadt ist das Restaurant Steinhaus 1718. Seit Anfang 2022 wird dort ausschließlich pflanzenbasiert gekocht, außerdem legen die Besitzer Nicole und Andreas Wolf besonders viel Wert auf Nachhaltigkeit und Saisonalität. Auf der Speisekarte stehen zum Beispiel in Jus geschmorter Portobello-Pilz mit karamellisierten Möhren, Spitzkohl und Selleriepüree oder warmer Lebkuchen mit Trockenfrüchten, Spekulatius-Espuma und Orangensorbet mit geraspelter Schokolade. Wem es zu kalt für einen Bummel durch die Altstadt ist, der kann in Büdingen zwischen 6 Museen wählen: dem 50er-Jahre-Museum, dem Modellbaumuseum, dem Schlossmuseum, dem Sandrosenmuseum, dem Heuson-Museum und dem Metzgermuseum. Für eine kurze Pause zwischen den Museumsbesuchen eignet sich das Café Zum alten Kännchen, in dem neben hausgemachten Kuchen und Torten auch Leckereien zum Mitnehmen verkauft werden. 

Bad Arolsen

Die Kulturhauptstadt des Waldecker Landes, beheimatet ebenfalls mehrere sehenswerte Museen. Zeitgenössische Kunst, Fotografie und andere wechselnde Ausstellungen zur Kulturgeschichte gibt es im Residenzschloss, dem Wahrzeichen der Stadt. Noch mehr Kunst findest Du im Museum Schreibersches Haus, das in einem der ältesten Wohnhäuser des Ortes in der Schlossstraße untergebracht ist und die Kaulbach-Sammlung, eine Ausstellung mit Gemälden und graphischen Arbeiten der Malerdynastie um Wilhelm von Kaulbach, beheimatet.

Ganz in der Nähe kannst Du im Café Die Kaffeerösterei selbst gerösteten Kaffee probieren und als ganze Bohnen oder gemahlen kaufen. Samstags haben Gäste die Möglichkeit, dem Röstmeister über die Schulter zu schauen. Geschichts-Interessierte gehen in die Arolsen Archives, die weltweit umfassendste Archiv-Sammlung über Opfer und Überlebende des Nationalsozialismus. Die etwa 30 Millionen Originaldokumente gehören zum UNESCO-Weltdokumenterbe Memory of the World und können im Zuge einer individuellen Führung und der Dauerausstellung „Ein Denkmal aus Papier“ betrachtet werden.