Projektleiter Bernhard Stroick an seinen Tabakpflanzen in Lorschpreloader-image

Tabakscheune und Tabakfeld

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Tabakscheune und Tabakfeld

Lorscher Zigarre aus eigener Produktion

Lorsch und der Tabak

300 Jahre lang, bis in die 1980er Jahre, wurde in Lorsch Tabak angebaut und verarbeitet. Die Landwirtschaft war geprägt vom Anblick der imposanten Pflanzen, den enormen lichtgrünen Blättern und den rosafarbenen Blütenkronen sowie dem herben Duft der Tabakstaude. Diese Tradition hat eine kleine Gruppe um Projektleiter Bernhard Stroick wieder aufleben lassen: „Wir hatten die Idee Tabak anzubauen, händisch wie 1950. Auch um zu zeigen, wie aufwendig unsere Urgroßeltern gearbeitet haben,“ erklärt er. Von der Aufzucht der Pflanze bis zum Fermentieren, hier geschieht alles in Handarbeit. Wie der Tabakanbau vor hundert Jahren ablief und das Bürgerprojekt aus einer Gruppe Freiwilliger auch heute noch arbeitet, zeigt Bernhard Stroick in einer beeindruckenden Ausstellung in der historischen Tabakscheune von 1935. Dort wo die großen Tabakblätter zum Trocknen hängen, 5 Hektar passen hier hinein. So viel Ertrag bringt das Tabakfeld ganz in der Nähe nicht, anstrengend ist der Anbau trotzdem: „Wenn wir 400 Pflanzen haben, haben wir uns beim aussähen 400 Mal gebückt.“

Lorsa Brasil – die Lorscher Zigarre

Zwischen Juli und August wird geerntet: nur das beste Blatt, das sogenannte Sandblatt. Das sind die untersten Blätter, die knapp über dem Boden wachsen. Sie sind sehr reich an Aromastoffen und stehen deshalb für einen milden und trotzdem aromatischen Rauchgenuss. Wenn die leicht klebrigen Blätter geerntet sind, werden sie aufgefädelt und drei Monate zum Trocknen aufgehängt. Nach der Fermentierung beginnt die Weiterverarbeitung und pünktlich zur Loscher Kerb mit Tabakfest im September ist die echte „Lorsa Brasil“ fertig. Benannt ist diese Lorscher Zigarre nach ihrer historischen Vorgängerin. Die Lorscher Kerb war Jahrzehnte lang der Endpunkt der Tabakernte und bekam nach der ersten Zigarrenauflage 2013 wieder diesen Schwerpunkt. Bernhard Broick ist übrigens seit seiner Studentenzeit Nichtraucher, den Höhepunkt beim Tabakfest – das „Anrauchen“ – lässt er sich aber nicht nehmen: „Eine Zigarre genießt man, das dauert auch bestimmt 25-30 Minuten.“ Etwa 10000 Zigarren produziert er mit seinem Team jedes Jahr an diesem Lieblingsort. Die echte „Lorsa Brasil“ kann man natürlich in Lorsch kaufen. Das 5er Kästchen kostet 12,50€ und ist im Kultur- und Tourismusamt der Stadt erhältlich. Wer sich darüber hinaus für die Geschichte interessiert, dem bieten in Lorsch zwei Museen Wissenswertes über Anbau, Verarbeitung und Rauchkultur.