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Vom Ton zum Bembel

Copyright Eye Icon© #visitfrankfurt, Holger Ullmann

Wie werden eigentlich Bembel hergestellt?

Dass der echte Hesse seinen Apfelwein am liebsten gekühlt aus einem Bembel genießt, weiß jeder. Aber wie und wo wird der klassische Tonkrug eigentlich hergestellt? Wie lange und bei welchen Temperaturen bleibt er im Ofen? Und warum spielt während des Brennvorgangs Salz eine so wichtige Rolle?

Lange Geschichte

Bereits 1893 wurde der Apfelweinkrug vom deutschen Philosophen Johann Jacob Frieß in seiner Schrift „Humoristische Memoiren eines alten Frankfurters“ erwähnt. Die bis heute für den Bembel charakteristische dickbauchige Form, der Ausguss, der geschwungene Hals und klassische Henkel, an dem er in Apfelweinwirtschaften häufig aufgehängt wird, ergeben sich als Mischung aus der klassischen Frankfurter Kanne und dem traditionellen Tonkrug.

In den typisch hessischen Apfelweinwirtschaften ist der Bembel auch heute nicht wegzudenken. Je nach Durst können verschiedene Größen bestellt werden, die Beschriftung auf dem Bembel richtet sich nach der Anzahl der Gläser, die hineinpassen. Gezählt wird immer in Zweierschritten, so füllt zum Beispiel ein Vierer-Bembel vier Schoppengläser und ein Zwölfer-Bembel zwölf.

 

Ein Faulenzer als Unterstützung?

Je größer der Bembel, desto schwerer gestaltet sich in der Regel auch der Ausschank. Dabei hilft der sogenannte „Faulenzer“, ein Gestell aus Eisen oder Holz mit einem Kippmechanismus in der Schwerpunktachse. 

Übrigens: Der größte Bembel der Welt schaffte es 2012 ins Guinnessbuch der Rekorde, mit knapp 300 Kilogramm Gewicht fasst er über 670 Liter Apfelwein. Zu sehen ist er heute im Gerippten Museum in Hanau.

Die traditionelle Herstellung

Die Herstellung erfordert geschickte Hände und viel Erfahrung, denn der traditionelle Bembel entsteht in Handarbeit. Das Rohmaterial dafür, ein sehr hochwertiger, hitzebeständiger weißer Ton, stammt aus dem Westerwald, daraus wird das Gefäß von Hand gedreht und gegossen. Für ein perfektes Ergebnis muss das Steinzeug je nach Größe zwischen zwölf Stunden und über eine Woche trocknen. Im Anschluss wird der Krug mit dem klassischen blauen Muster bemalt, bei dem es sich meist um Apfelranken oder Kränze handelt. Um die charakteristische Farbe zu erreichen, wird in den meisten Fällen Kobaltsmalte verwendet.

Das Salz im Bembel

Für die langanhaltende Optik des Bembels wird außerdem eine besondere Salzglasur verwendet. Als Anflugglasur entsteht sie während des Brandes und wird im Gegensatz zu klassischen Glasuren nicht schon vor dem Brennvorgang aufgetragen, stattdessen gibt der Brennmeister währenddessen Salz in den Ofen. Dabei spielen der richtige Zeitpunkt und die genaue Menge eine entscheidende Rolle. Zwölf Stunden lang muss die Temperatur zwischen 1200 und 1320 Grad betragen, dies gelingt nur in einem speziellen Ofen mit sauerstoffreduzierter Atmosphäre und offener Flamme. Dann zerspringen die Salzkristalle durch das ebenfalls zugeführte Wasser und es entstehen Natrondämpfe, die sich auf dem Steinzeug absetzen. Natron verbindet sich mit dem im Ton enthaltenen Quarz zu Natron-Aluminium-Silikat – und so entsteht die echte Salzglasur. Nach der Zugabe des Salzes wird die Temperatur in fünf Stunden auf 400 Grad reduziert, die Ausprägung von Farbe und Glanz variiert je nach Zeitpunkt der Salzzugabe.
 

Ganz individuell

Aus dem eigenen Bembelsche schmeckts bekanntlich am besten. Wer sein Steinzeug mit persönlicher Gravur oder Motiven versehen möchte, der sollte in der Töpferei Maurer vorbeischauen. Mitten im Frankfurter Äppler-Herzen Sachsenhausen wird, umgeben von zahlreichen Apfelweinwirtschaften, handgefertigtes Steinzeug hergestellt. Neben den personalisierbaren Bembeln gibt es auch fertige Varianten in verschiedenen Größen, beispielsweise mit dem klassischen Motiv aus Apfelranken, Mundart-Sprüchen oder dem Logo der Eintracht Frankfurt. Und wer gleich seinen ganzen Tisch eindecken will, der erhält auch Tassen, Becher oder kleine Töpfe für Handkäs' und Grie Soß.